Es ist die große Frage und oft Gesprächsthema unter Musikern: Was ist wichtiger, der Musiker oder das Equipment? Ich bin der Meinung: beides!! Klar, wenn man sein Instrument nicht beherrscht, nicht weiß, was man spielen soll – und auch nicht versteht, wie man etwa einen Verstärker optimal ein- und aufstellt, dann nützt auch das beste Equipment nichts. Andererseits klingt ein toller Musiker auch mit eher schlechtem Equipment noch sehr gut, verschenkt aber einiges an Sound – und Zuverlässigkeit. Im besten Fall passt also beides.
Auf jeden Fall arbeiten die Hersteller intensiv daran, ihre Produkte immer besser und komfortabler zu machen. Dem entsprechend schaut man sich auch erfolgreiche Modelle gerne mal an und versucht, diese weiter zu optimieren. Das passierte Anfang des Jahres beispielsweise mit Hughes & Kettners TubeMeister-Serie, die mit den Deluxe-Modellen Zuwachs bekam. Ich bekam auch das 40-Watt-Top zum Test und war wirklich begeistert: Das ursprüngliche Konzept wurde beibehalten und nur in Details wie dem geilen neuen Red-Box-DI-Out und vor allem dem Sound überarbeitet. Als passionierter Hughes-&-Kettner-GrandMeister-36-Spieler war mein erster Gedanke wenig überraschend: Das Upgrade sollte es auch für den GrandMeister geben – und ich begann direkt, die Jungs bei Hughes & Kettner damit zu nerven. ;) Jetzt hat das Nörgeln ein Ende, denn er ist endlich da: der GrandMeister Deluxe 40!!
Wobei auf den ersten Blick gar keine großen Änderungen auffallen. Das Gehäuse ist das gleiche wie bei allen Meister-Tops ab 18 Watt, und auch an der Reglerfront ist alles wie gewohnt. Lediglich farbliche Anpassungen und der neue Schriftzug fallen ins Auge. Auf der Rückseite ist da schon (etwas) mehr neu, denn auch der GrandMeister hat jetzt die tolle RedBox AE. Die kann man nicht nur klanglich vielfältiger abstimmen, nein, sie klingt auch deutlich besser und vor allem räumlich – wenn man das will, denn sie ist auch deaktivierbar. Ansonsten befinden sich die Neuerungen von außen unsichtbar im Inneren des kompakten Topteils. Dann schauen wir doch erst Mal, was wir hier haben.
Wie schon erwähnt ist das Konzept des GrandMeisters nahezu unverändert geblieben, deshalb werde ich es hier nur kurz erklären. Wer alle Details dazu wissen möchte, der liest bitte unseren Test des Hughes & Kettner GrandMeister 36 in dem alles genau beschrieben ist.
Das Konzept des GrandMeisters ist es, Fans von Röhrensounds ein kompaktes Topteil anbieten zu können, mit dem man nahezu alle Sounds abdecken kann – inklusive Effekten. Darüber hinaus erweitert es den Soundumfang, den man von den TubeMeistern gewohnt ist. Zur Auswahl stehen hier die vier Grundsounds Clean, Crunch, Lead und Ultra. Letzterer wendet sich vor allem an Heavy-Spieler und Herunterstimmer, macht aber auch im Solobereich eine tolle Figur. Warum ich die vier Grundsounds nicht Kanäle nenne? Weil der Amp nicht als Mehrkanaler ausgelegt ist, nein, man hat schlicht 128 Speicherplätze, auf denen man sich seine Sounds nach Wunsch zusammenstellen kann.
Ich würde dabei folgendermaßen vorgehen: Zunächst wähle ich den Grundsound aus, danach entscheide ich, ob ich den Boost aktivieren möchte oder nicht. Weiter geht es mit Gain, der Kanallautstärke und einer klassischen Dreibandklangregelung. Das alles kann man inklusive Presence und Resonance bequem pro Preset abspeichern – wie eigentlich alles außer dem Master Volume. Auch das integrierte Noise Gate (das man global auf der Rückseite einstellt), die FX Loop sowie ob man 40, 20, 5, 1 oder 0 Watt an Endstufenleistung zur Verfügung haben möchte, kann man abspeichern.
Und wie war das mit den Effekten? Nun auf Reverb, das man mit einem Regler einstellt, hat man immer Zugriff. Die anderen Klangveredler erreicht man, indem man auf FX Access drückt. Dann werden aus den Potis der Dreibandklangregelung sowie von Volume und Gain die Regler für Delay Level, Feedback und Time sowie für die Auswahl von Chorus, Flanger, Phaser und Tremolo sowie deren Intensität. Das klingt jetzt gerade bei den Modulationseffekten möglicherweise etwas eingeschränkt, funktioniert in der Praxis aber sehr gut – und wer in Sachen Effekten noch nachlegen möchte, wird das sowieso mit Pedalen und 19"-Geräten tun – und mit denen arbeitet der GrandMeister Deluxe 40 erstklassig zusammen.
Auf der Rückseite des Hughes & Kettner GrandMeister Deluxe 40 ist ebenfalls fast alles wie gewohnt. Was aber direkt ins Auge fällt, ist die erweiterte RedBox-Sektion. Hier kann man per XLR-Kabel direkt das Signal nach der Endstufe abgreifen und zum Mischpult schicken oder ohne Mikrofone aufnehmen. Im Gegensatz zum Vorgänger hat man nicht nur einen überarbeiteten Sound, der deutlich vitaler und räumlicher klingt, sondern auch mehr Auswahlmöglichkeiten. Neben den Einstelloptionen vintage/modern, small/large und Line/Mic kann man jetzt auch die RedBox komplett abschalten und bekommt das pure Signal. Wozu das? Einige Leute wollen – gerade im Studio – lieber ihre eigenen IR-Simulationen (also virtuelle Boxen bzw. Räume) für das Gitarrensignal nutzen. Auch das geht mit der neuen RedBox AE reibungslos.
Ebenfalls hier befinden sich MIDI-In und -Out sowie die beiden Buchsen für die serielle Effektschleife. Man kann typische Post-Preamp-Effekte wie etwa Delay einbinden und je nach Bedarf zuschalten, also pro Preset abspeichern. Darüber hinaus lässt sich über den Line Out auch das Preamp-Signal des GrandMeister Deluxe 40 abgreifen und beispielsweise zu einer weiteren Endstufe schicken. Gut zu wissen, falls der Amp dann doch mal zu leise sein sollte. Aber keine Sorge, diese 40 Watt sind richtig laut.
Wieder mit am Start ist das intelligente Noise Gate, das man mit nur einem Regler global für alle Presets einstellt, bei denen es genutzt werden soll. Es misst das Signal sowohl an der Input-Buchse wie auch nach dem Preamp. Dadurch ist es ihm möglich, sehr sensibel ins Geschehen einzugreifen und dennoch sicher unerwünschte Geräusche abzuhalten, ohne das Signal abzuschneiden. Wie auch immer Hughes & Kettner das geschafft hat, das Gate arbeitet sehr unauffällig und sauber. Gerade wer die Gainreserven gerne ausreizt, wird davon begeistert sein.
Eine ebenfalls geniale Sache, an die man sich als Hughes-&-Kettner-Nutzer aber quasi schon gewöhnt hat, ist die TSC-Schaltung, also die Tube Safety Control. Die überprüft die Endstufenröhren sowohl beim Einschalten wie auch im laufenden Betrieb und sorgt dafür, dass die Glaskolben immer perfekt arbeiten. Zudem kann man so auch als Laie einfach die Röhren wechseln, wenn man Bedarf dafür sieht – und der Amp misst diese selbstständig optimal ein. Toll. Dazu kommt, dass die TSC merkt, wenn eine Röhre kaputt geht und dann das entsprechende Pärchen der vier EL84-Röhren abschaltet – der Amp nimmt keinen Schaden und man kann dennoch mit 20 Watt Maximalleistung weiterspielen.
Also alles fast wie gehabt, oder? Nein, weit gefehlt! Denn die überarbeitete Schaltung des Hughes & Kettner GrandMeister Deluxe 40 spielt für jedermann sofort deutlich spürbar in einer anderen Liga als beim Vorgänger. Wie schon bei den TubeMeister-Deluxe-Modellen ist es verblüffend, was jetzt aus den Speakern kommt. Und es ist ja nicht so, dass man vorher wirklich etwas vermisst hätte, doch insbesondere im direkten Vergleich, aber auch nur mit dem Deluxe-Modell fühlt man sich sofort pudelwohl und möchte gar nicht mehr aufhören zu spielen. Aber Vorsicht! Das Dauergrinsen könnte Muskelkater in den Wangen auslösen. ☺
Egal welchen der vier Grundsounds man anwählt, der Verstärker reagiert jederzeit richtig klasse auf das angeschlossene Instrument und den Spieler und macht einfach nur Spaß. Dazu kommen die vielfältigen Einstellmöglichkeiten und dass man quasi alles abspeichern kann. Wofür man früher ein mannshohes Rack mit diversen Geräten gebraucht hätte, reicht nun dieser kompakte Lunchbox-Amp für alle Sounds und Effekte. Könnte man damit zurück in die 1980er reisen, man würde für reihenweise offene Münder sorgen.
Doch damit nicht genug, kann man das GrandMeister-Deluxe-40-Gesamtpaket auch noch um zwei Add-ons erweitern. Da wäre zum einen die FSM-432-MKIII-Fußleiste, mit der man den Amp und dessen Presets megabequem fernsteuern kann. Außerdem ist es im Stompbox-Mode möglich sich durch die vier Grundsounds zu switchen und Effekte an- und abzuschalten. Die Tap-Funktion gibt es allerdings nur im Preset-Mode, beispielsweise um einen Effekt an ein neues Tempo anzupassen. Im Stompbox-Mode sitzt dort das Delay. Als wäre das noch nicht genug, lässt sich zudem ein zusätzlicher Switch und/oder ein Expressionpedal anzuschließen. Und mit letzterem kann man dann jeden gewünschten Regler (außer Master Volume) auch per Pedal steuern. So ist es zum Beispiel möglich, die Verzerrung langsam zunehmen zu lassen oder vom trockenen Sound stufenlos per Fuß in ein fettes Delay zu gleiten. Wer den Amp live benutzen möchte, der wird auf die FSM-432-MKIII-Leiste nicht verzichten wollen.
Doch das war immer noch nicht alles, denn mit der neuen GrandMeister-App fürs Apple iPad und dem kabellosen WMI-1 MIDI-Interface kann man seinen Amp und dessen Presets auch ganz bequem per App fernsteuern und die Programme schon vorab sortieren und grob programmieren. Hammercool. Besonders sinnvoll könnte dieses Feature beispielsweise im Studio sein, wo sich der Amp im Aufnahmeraum befindet, alle Musiker und Tontechniker aber in der Regie. So kann man den perfekten Sound aus der Ferne einstellen und muss nicht ständig hin- und herrennen. Aber auch sonst ist dieser Weg, die Presets im Griff zu behalten und auch ohne Amp bearbeiten zu können, einfach superbequem. Beispielsweise live, um schnell noch Sounds anzupassen und eben nicht vor dem Amp stehend den Sound zu verändern um dann vorne auf der Bühne zu merken, dass es in einigen Metern Entfernung doch wieder ganz anderes klingt. Zudem kann man sich das iPad beispielsweise auch an den Mikrofonständer packen um Sounds umzuschalten und auch während des Konzerts noch Kleinigkeiten anzupassen. Coole Sache.
Tja, was soll ich sagen. War ich vom ersten GrandMeister vor drei Jahren schon extrem begeistert, hat es Hughes & Kettner mit dem brandneuen GrandMeister Deluxe 40 geschafft, das Konzept nochmals zu verfeinern und vor allem den Sound um eine Klasse aufzuwerten. Die Bedienung ist nahezu gleich geblieben, aber da gab es ja auch nichts zu meckern. Dazu kommen jetzt die Deluxe-Klänge mit geiler Dynamik und superflüssigem Spielgefühl. Auch die überarbeitete RedBox AE ist eine Klasse für sich. Und dank des genialen Konzepts und der Steuerungsmöglichkeiten per Fußschalter oder iPad-App bleiben quasi keine Wünsche offen. Da frage ich mich, wie Hughes & Kettner das in drei Jahren nochmals überbieten möchte? Ich bin gespannt. So, und jetzt genieße ich erstmal noch 'ne Runde am GrandMeister Deluxe 40 von Hughes & Kettner. Den Spaß solltest du dir auch mal gönnen. ☺
Bauweise |
Gitarrenamp im Topteilformat |
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Technik |
Vollröhre, 4x EL84 (Endstufe), 3x 12AX7 (Preamp)
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Leistung | 40 W RMS (schaltbar auf 20, 5, 1 und lautlos) |
Lieferumfang | Topteil, Netzkabel, Tasche |
Kanäle |
4 (Clean/Crunch/Lead/Ultra)
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Anschlüsse |
Front: Input; Back: MIDI-In & -Out, Serial FX Loop (Send, Return), Line Out, Noise Gate, RedBox AE DI Out, Speaker Out (8 - 16 Ω) |
Regler & Schalter |
Front: Power, Standby; Master, Presence, Resonance, Store, FX Access, Noise Gate, FX Loop, Treble, Mid, Bass, Volume, Gain, Boost, Channel (Clean, Crunch, Lead, Ultra); Back: RedBox AE (Cabinet Emulation: vintage/modern, small/large, Line/Mic, AE Off/On), Power Soak: 20 W, 5 W, 1 W, Off |
Gewicht
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rund 8 kg
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Maße (H x B x T)
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440 x 170 x 150 mm
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Besonderes | MIDI, Power Soak (mehrstufige Leistungsreduzierung), aufwendige DI-Box mit Ambience Emulation, integrierte Effekte, tolles Noise Gate, vielseitig fernsteuerbar |
Hergestellt in
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China
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Preise (UVP):
GrandMeister Deluxe 40 – 1.426,81 €
FSM 432 MKIII – 196,35 €
WMI.1: – 201,11 €
Vertrieb: Music & Sales
Weitere Infos: Hughes & Kettner GrandMeister Deluxe 40
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