Neumann ist weltbekannt für diverses Tonequipment – vor allem aber für seine Mikrofone. Die Auswahl an Analog-, Digital- sowie Röhrenmikrofonen ist schier unüberschaubar. Dabei decken die unterschiedlichen Modelle sämtliche Anwendungen sowohl im Studio- als auch im Live-Alltag ab. Selbst Stereo- und ein Kunstkopfmikrofon befinden sich im Portfolio des Berliner Herstellers. Warum also ein weiteres Mikrofon wie das TLM 107 auf den Markt bringen? Das TLM 107 besitzt durchaus seine Daseinsberechtigung – doch schauen wir uns den Neuling erst einmal etwas genauer an.
Auf dem Tisch befindet sich ein grauer, unauffälliger Karton. Lediglich der Aufdruck „Neumann“ lässt Kenner vermuten, dass sich im Inneren High-Class-Equipment versteckt. Es ist hier zur Abwechslung sehr erfrischend zu sehen, dass sich der Hersteller auf das Produkt selbst verlässt und kein Brimborium drumherum veranstaltet. Jedenfalls: Nach dem Öffnen hält man das Manual und eine schlichte, stabile Holzschatulle mit goldfarbenen Verschlüssen in der Hand – sehr edel und optimal, um das Mikrofon vor Staub geschützt im Schrank aufzubewahren.
Im Etui befindet sich dann das eigentliche Goldstück: das Neumann TLM 107. Neben der uns vorliegenden schwarzen Variante ist das Mikrofon übrigens auch noch in Nickel-Matt-Optik erhältlich. Die Holzbox beherbergt außerdem das Stativgelenk SG2, ebenfalls aus dem Hause Neumann. Eingebettet sind Schallwandler und Halterung in Schaumstoff. Damit hier wirklich nichts rutschen und wackeln kann, besitzen die Komponenten eine eigene Ausfräsung – einen besseren Schutz für die recht empfindlichen Kondensatormikrofone sieht man selten.
Das TLM 107 selbst wiegt 445 Gramm und macht einen überaus stabilen Eindruck. Zudem ist die XLR-Buchse an der Unterseite sehr massiv und das Mikrofonkörbchen sitzt bombenfest. Dass es sich hierbei um ein „modernes“ Studiomikrofon handelt, sieht man sofort am auffälligen Design – auch wenn es womöglich nicht jedem zusagen wird. Das rote Logo an der Einsprechseite verrät übrigens, dass es sich beim TLM 107 um ein analoges Mikrofon handelt. Digitale Schallwandler aus dem Hause Neumann bekommen in der Regel ein blaues, Röhrenmikrofone ein schwarzes Emblem.
Pads, Trittschallfilter und wählbare Richtcharakteristiken sind bei einem Kondensatormikrofon keine Seltenheit mehr. Neu ist beim Neumann TLM 107 aber das Bedienkonzept und die vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten. So lassen sich mit einem Navigationsschalter das Trittschalfilter auf 40 beziehungsweise 100 Hz und die Vordämpfung auf -6 beziehungsweise -12 dB setzen. Zusätzlich kann man mit dem gleichen Schalter eine der fünf Richtungscharakteristiken auswählen: Kugel, Breite Niere, Niere, Hyperniere und Acht stehen hier zur Verfügung.
Bei anliegender Phantomspeisung drückt man den Navigationsschalter und die ringsum angeordneten elf weiß-blauen LEDs geben Auskunft über die aktivierten Funktionen. Mit einem Linksklick lässt sich jetzt der Grad der Vordämpfung wählen. Nach rechts hingegen wählt man die Grenzfrequenz des Filters und nach unten die Richtcharakteristik. Vergehen 15 Sekunden ohne Aktion, erlischt die Anzeige und Einstellungen können erst nach erneutem Drücken des Tasters vorgenommen werden.
Dieses Konzept klingt interessant, intuitiv und ist sehr modern. Leider vertippt man sich anfänglich recht schnell und verändert somit nicht den gewünschten Parameter, sondern irgendeinen anderen. Hier bedarf es einer kurzen Eingewöhnung. Um das TLM 107 auf einem Mikrofonstativ zu positionieren, verwendet man das beigelegte Stativgelenk. Dieses lässt sich einfach, wenn auch mit ordentlich Zug, am Mikrofon anschrauben. Das Ergebnis: Nichts wackelt und das TLM 107 sitzt sicher auf dem Stativ.
Wer lieber mit einer Mikrofonspinne arbeiten möchte, muss diese zusätzlich erwerben. Man erhält sie unter dem Namen „Elastische Aufhängung EA 4“ – und für Neumann-Verhältnisse ist diese mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 139,23 Euro sogar relativ erschwinglich. Bei der Konkurrenz findet man zwar die Spinne oftmals schon im Lieferumfang, beim für Neumann recht günstigen Preis des TLM 107 kann man dieses Feature aber auch nicht unbedingt erwarten.
Ein Blick ins Datenblatt verrät, dass das Mikrofon Signale sehr linear aufnimmt. Abweichungen sind lediglich zwischen 5 und 10 kHz zu erkennen und hängen von der gewählten Richtcharakteristik ab. Markant ist hierbei eine leichte Unempfindlichkeit des Mikrofons in den Bereichen 4 und 7,5 kHz. Genau diese Frequenzen sorgen für anstrengende S-Laute bei Gesangsaufnahmen und sollten schon beim Recorden kontrolliert werden. Im Praxistest macht sich das gleich bemerkbar. So fällt diese sogenannte „Sibilance“ beim TLM 107 im Vergleich zu unserem TLM 103 deutlich weniger auf.
Auch Poplaute machen dem TLM 107 recht wenig aus und die Stimme kommt überaus klar und sauber am Interface an. Es klingt einfach fantastisch und fett, sodass man beim späteren Mixdown nicht viel Hand anlegen muss. Demnach ist das TLM 107 nicht nur bestens für Vocals geeignet, sondern punktet auch beim gesprochenen Wort. Der hohe Grenzschalldruckpegel von maximal 153 dB bei gesetztem -12-dB-Pad lädt übrigens auch dazu ein, das Mikrofon vor einer Bassdrum oder einem Gitarrenverstärker zu platzieren.
Zuletzt nehmen wir das Mikrofon noch mit einer Westerngitarre unter Beschuss. Auch hier spielt es seinen sauberen und detailreichen Charakter voll aus. Der Sound ist warm und druckvoll, bietet aber nicht so viel Brillanz wie zum Beispiel das TLM 103. Durch die weitreichenden Anpassungsmöglichkeiten hinsichtlich der Richtcharakteristik ist das TLM 107 trotzdem überlegen. So bekommt man mit der Einstellung „Kugel“ deutlich tiefere Frequenzen als beim TLM 103 mit seiner festen Niere aufs Band und kann hervorragend Räume einfangen.
Unterm Strich holt man sich also mit dem Neumann TLM 107 einen echten Allrounder zum vertretbaren Preis ins Studio. Am meisten glänzt dieses Mikrofon bei der Aufnahme von Stimmen aller Art. Diese werden unverfälscht, druckvoll und nahezu ohne problematische Zisch- und Poplaute eingefangen. Aber auch in vielen anderen Bereichen lässt sich das Mikrofon durch seine weitreichende Konfigurationsvielfalt nutzen und kann eine Handvoll anderer Schallwandler ersetzen.
Bauweise | umschaltbares Kondensatormikrofon |
---|---|
Mikrofonkapsel | Doppelgroßmembrankapsel, Druckgradientenempfänger |
Richtcharakteristiken |
Kugel, Breite Niere, Niere, Hyperniere & Acht |
Übertragungsbereich | 20 Hz - 20 kHz |
Maximalschalldruckpegel | 141 dB (147 dB mit -6-dB-Pad & 153 dB mit -12-dB-Pad) |
Empfindlichkeit |
11 mV/Pa (@ 1 kHz) |
Signal-Rausch-Abstand |
84 dB (A-bewertet) |
Ersatzgeräuschpegel |
10 dB (A-bewertet) |
Weitere Funktionen |
Pad (-6 dB und -12 dB) & Hochpassfilter (40 Hz und 100 Hz) |
Maße |
145 mm Länge & 64 mm Schaftdurchmesser |
Gewicht | 445 g |
Lieferumfang |
TLM 107, SG2 Schwenkgelenk, Holzetui & Bedienungsanleitung |
Wertung:
+ guter Sound, vor allem bei Stimmen
+ ansprechende Optik und Verarbeitung
+ Richtcharakteristik, Pad und Lowcut wählbar
+ vielseitig einsetzbar
- Haptik des Navigationsschalters nicht optimal
Preis (UVP): 1.442,28 Euro
Weitere Infos unter: www.neumann.com
Vertrieb: Neumann
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